Was auf den Tisch kommt …
… bestimmen die Kinder mit. Dafür brauchen sie nicht immer ein Parlament, sondern offene Ohren bei den Erwachsenen. Im FRÖBEL-Kindergarten An St. Peter in Köln entscheiden die Kinder jede Woche gemeinsam im Gespräch mit der Köchin, was gekocht wird. Im gemeinsamen Gespräch wird der Essensplan erstellt.
Warum Mitbestimmung auch beim Essen wichtig ist
Natascha De Palma ist Küchenchefin im Kölner Kindergarten An St. Peter. Ihre täglichen Gäste sind zugleich ihre schärfsten Kritiker*innen. Was nicht schmeckt, bleibt auf den Tellern liegen. „Das wollten wir verändern“, erzählt Stefanie Weirich, Leiterin des Kindergartens im Kölner Stadtteil Ehrenfeld. „Wir haben im Team überlegt, wie wir die Wünsche der Kinder einbeziehen und gleichzeitig eine gesunde Ernährung anbieten können.“
Dass Mitbestimmung auch Verantwortung bedeutet, lernen die Kinder dabei auch. „Das, was besprochen wird mit Natascha, finden die Kinder tatsächlich in der kommenden Woche auf ihren Tellern. Es war uns wichtig, dass sich damit wirklich etwas für die Kinder verändert. So lernen sie auch, auf unterschiedliche Geschmäcker Rücksicht zu nehmen“, so Stefanie Weirich.
Ein gemeinsamer Speiseplan und viele Bildungsmomente
Natascha De Palma war sofort von der Idee begeistert, die Kinder in ihre Planungen einzubeziehen. Sie bespricht nun jede Woche gemeinsam mit einer Gruppe von Kindern, wie der Speiseplan der nächsten Woche aussehen soll. Um alle zu beteiligen, wechseln die Gruppen wöchentlich. Die Kinder können frei Ideen und Wünsche äußern und werden bei Bedarf von der Köchin unterstützt. Gemeinsam wird überlegt und abgewogen, damit das Essen abwechslungsreich wird. Dabei orientieren sich Kinder und die Köchin an einer großen Ernährungspyramide, die im Kindergarten aushängt. Wo Obst und Gemüse herkommen und in welcher Jahreszeit man es jeweils kaufen kann, spielt eine große Rolle. Ganz nebenbei lernen die Kinder wichtige Dinge über Lebensmittel, Essen und gesunde Ernährung.
Was gibt es am Montag?
Am Montag soll es Nudeln geben. Am liebsten mit Tomatensauce. Da es die aber schon in der letzten Woche gab, entscheiden sich die Kinder für eine Käsesauce.
Natascha: „Dann brauchen wir was für Dienstag. Nudeln hatten wir jetzt schon für Montag. Was gibt es noch?“
Kind 3: „Kartoffeln!“
Natascha: „Okay. Was haltet ihr denn von Kartoffel-Gemüse-Puffern?“
Kinder: „Jaaa!“
Natascha: „Was soll da denn für Gemüse rein?“
Kind 2: „Möhren?“
Kind 1: „Paprika?“
Natascha: „Paprika ist bei den Gemüsepuffern leider etwas schwer zu verarbeiten. Die kann man nicht reiben.“ „Aber Zucchini kenne ich.“
Also wird es Kartoffel-Gemüse-Puffer mit Möhren und Zucchini geben. Dazu haben sich die Kinder für Tzatziki und einen Möhrensalat entschieden.
Kind 2: „Natascha, weißt du, was ich auch mag? Obstsalat.“
Natascha: „Zu Kartoffeln passt der vielleicht nicht so gut. Aber als Nachtisch können wir den gerne mal machen. Dann schneiden wir den zusammen mit den anderen Kindern. Was haltet ihr davon?“
Nachdem die Hauptspeisen für die Tage festgelegt sind, muss noch der Nachtisch überlegt werden.
Natascha: „So, dann brauchen wir jetzt noch Nachtisch.“
Kinder: „Äpfel!“
Natascha: „Was kennt ihr noch für Obst?“
Kind: „Ich mag Erdbeeren!“
Natascha: „Erdbeeren sind wirklich sehr lecker. Aber da müssen wir uns noch etwas gedulden. Noch ist es hier bei uns in Deutschland zu kalt für die Erdbeeren und die müssen von weither eingeflogen werden, wenn wir welche essen möchten. Das ist leider nicht so gut für die Umwelt. Aber wir können uns das merken und im Sommer essen wir Erdbeeren als Nachtisch!“
Kind 3: „Natascha, sind Tomaten auch Obst? Können wir die dann nachher machen?“
Kind 2: „Und Birnen.“
Natascha: „Tomaten können wir gerne als Nachtisch wählen, wenn die auch in Deutschland wachsen und es bei uns warm genug ist. Bis dahin nehmen wir nur die Birnen.“
© FRÖBEL e. V. Foto: Boris Breuer
Noch mehr Ideen für Beteiligung bei der Mahlzeitengestaltung
So entsteht der Essensplan für eine ganze Woche. Wenn es ihr Zeitplan erlaubt und genügend pädagogische Fachkräfte da sind, gehen Natascha De Palma und die Kinder sogar zusammen einkaufen auf den Markt im Stadtviertel. „Es hat große Auswirkungen, die Kinder in diesem Bereich zu beteiligen. Wir gehen unmittelbar auf Wünsche und Ideen ein und gleichzeitig lernen die Kinder viel“, erklärt Stefanie Weirich. „In Zukunft können die Kinder auch nach dem Essen abstimmen, wie ihnen das Gericht geschmeckt hat. Die Ergebnisse daraus werden dann wieder in der gemeinsamen Speiseplangestaltung berücksichtigt.“ Mitbestimmung fördert offenbar auch den Appetit. Die Abfallbehälter nach dem gemeinsamen Mittagessen sind im Kindergarten An St. Peter sind inzwischen deutlich leerer.
Dieser Beitrag ist im KINDgerecht-Magazin für frühkindliche Bildung erschienen. Hier können Sie das Magazin herunterladen und weitere interessante Beiträge rund um die Themen Kinderrechte, Demokratiebildung und BNE lesen.
Gastautorin
© FRÖBEL e. V. Foto: Bettina Straub
Stefanie Weirich ist Leiterin des FRÖBEL-Kindergartens An St. Peter in Köln.