FRÖBEL-Konsultationseinrichtungen – ein bekanntes Konzept auf neuen Wegen
Konsultationseinrichtungen sind Orte bester Fachpraxis, die ihre Türen für Interessierte zu einem bestimmten pädagogischen Schwerpunkt öffnen. Die Konsultationseinrichtung und die Teilnehmenden aus den anderen Einrichtungen können sich gemeinsam austauschen, beratschlagen, diskutieren und sich neue Inspirationen holen. Die Angebote richten sich vorrangig an pädagogische Fachkräfte der FRÖBEL-Einrichtungen aus ganz Deutschland, aber auch mit externen pädagogischen Fachkräften ist ein Austausch angedacht. Bis zum Jahr 2025 werden bis zu 30 FRÖBEL-Konsultationseinrichtungen zu 9 pädagogischen Themenbereichen aufgebaut.
Die Idee der Konsultation im Bereich der Frühpädagogik ist nicht neu, aber dennoch gibt es bei der Umsetzung mehrere Herausforderungen. Alle Beteiligten müssen mitgenommen werden und es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit neue innovative Wege gegangen werden können. Welche Erkenntnisse wurden bereits gewonnen und welche gemeinsamen Wege können in die Zukunft führen?
Konsultationseinrichtungen der Bundesländer
In fast allen Bundesländern werden seit knapp 15 Jahren erfolgreich Konsultationseinrichtungen auf Landesebene aufgebaut, gefördert und evaluiert. Anlass dafür war die Einführung der bundeslandspezifischen Bildungspläne. Die pädagogischen Fachkräfte begegnen sich in den Konsultationseinrichtungen auf derselben Ebene am direkten Ort des Geschehens. Man weiß genau, wovon man spricht. Hier stehen das alltägliche Tun und Handeln im Vordergrund: Wie wird Kindheit anhand eines pädagogischen Themas gestaltet? Welche Absprachen und Strukturen werden etabliert? Wie werden Hürden überwunden? Wie gestaltet das gesamte Team den pädagogischen Schwerpunkt? Ganz konkret geht es um all die Erkenntnisse, die im Alltag gewonnen werden, und den gemeinsamen Erfahrungsaustausch darüber.
Die Evaluationsberichte der Konsultationseinrichtungen in Berlin (Beki; 2014) und Bayern (Broda-Kaschube, Byliza; 2011) zeigen eine enorm hohe Zufriedenheit der Teilnehmenden auf. In den Berliner Konsultationseinrichtungen waren 99,4% zufrieden mit dem Besuch, in Bayern knapp 90%. Besonders der anregende, konstruktive und fachliche Erfahrungsaustausch, sowie die ausführliche Beantwortung aller offenen Fragen trugen zu einer hohen Zufriedenheit bei. Zudem wurde von vielen Teilnehmenden die aufgeschlossene Art der Kolleg*innen, der freundliche Umgang und das nette Team als Begründung für die eigene Zufriedenheit genannt. Besonders geschätzt wurden Konsultationsangebote mit der Möglichkeit der Hospitation in Gruppen und Hausrundgängen. Dadurch kann die alltägliche Praxis hautnah miterlebt werden. Die Impulse und Inspirationen sind Anregungen, welche die Teilnehmenden in ihre eigene pädagogische Praxis mitnehmen. Die Kontaktaufnahme zu den Einrichtungen erfolgte meist durch persönliche Empfehlung von Fachberatung, Jugendamt und Geschäftsführung.
Bisherige Erfahrungen bei FRÖBEL
Auch FRÖBEL hat mehrere Strukturen für den Austausch von Wissen untereinander etabliert und erprobt. Erfahrungen gibt es bereits durch das ESF-Projekt „Networking-Kita“, aus dem heraus Konsultationsangebote entstanden sind und die Möglichkeit untereinander in FRÖBEL-Einrichtungen zu hospitieren (bei anderen FRÖBELN). Die Teilnehmenden der Angebote zeigten eine ebenso hohe Zufriedenheit wie die Teilnehmenden der landeseigenen Konsultationseinrichtungen und lobten den persönlichen inspirierenden Austausch. Auch bei FRÖBEL zeichnete sich ein Großteil der Teilnahmen durch regionale Nähe aus. Die Erfahrungen zeigen, dass sich Konsultation auf verschiedenste Strukturen und Bereiche auswirkt und bei gelungener Vernetzung folgende Effekte erzielt:
- Stärkung der Selbstwirksamkeit der Einrichtung
- Ausbau von regionalen und trägerinternen Netzwerken
- Niedrigschwelliger Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer in der Praxis
- Bedarfsgerechte Vermittlung bei internen und externen Anfragen
- Neue Weiterentwicklungsmöglichkeiten innerhalb der trägerinternen Fachkarrieren
Durch die verschiedenen Expertisen, die bereits vorhanden sind, ist für den weiteren Ausbau von Konsultationseinrichtungen die interne Vernetzung von besonderer Bedeutung. Aber auch die Entwicklung eines einheitlichen Konzeptes sowie von Kriterien spielen eine zentrale Rolle bei der Auswahl und dem Aufbau der Konsultationseinrichtungen.
Kriterien und Auswahlprozesse
Das Konzept der Konsultation ist bei FRÖBEL eng mit trägerinternen Fachkarrieren für pädagogische Fachkräfte verknüpft. In der Rolle einer Multiplikatorin oder eines Multiplikatoren übernehmen Fachkräfte Verantwortung für ein spezielles pädagogisches Thema. Dabei werden sie durch Fortbildungen unterstützt und geben das erworbene Wissen und die Impulse im Team weiter. In Konsultationseinrichtungen ist mindestens ein*e Multiplikator*in angestellt, deren fachlicher Schwerpunkt dem Konsultationsthema der Einrichtung entspricht. Diese*r wird bei Konsultationen durch das Leitungsteam unterstützt. Weiterhin muss die Einrichtung bei der Externen Evaluation in allen angewandten Evaluationsskalen – der KRIPS-RZ, KES-RZ und/oder HUGS-Z – einen bestimmten Mindestgesamtmittelwert je Skala aufweisen. Interne Qualitätskriterien wie die FRÖBEL-Standards zu den Themenbereichen Beziehung, Individualisierung und Partizipation müssen erfolgreich umgesetzt und nachvollziehbar evaluiert sein. Insgesamt muss das Thema im Team präsent, aktiv gestaltet und konzeptionell aufbereitet sein und es muss mindestens eine Teamfortbildung zu dem Themenbereich stattgefunden haben.
Um eine Konsultationseinrichtung zu werden, können geeignete Einrichtungen ihr Interesse mittels eines vorgegebenen Formulars (Interessensbekundung) ausdrücken. In einem Auswahlverfahren wird darüber entschieden, ob sie Konsultationsreinrichtung werden. Dazu wird geprüft, ob die Einrichtungen die formalen Kriterien erfüllen und in ihrer schriftlichen Interessensbekundung nachvollziehbar darstellen, welche besondere Qualität sie im gewünschten Themenfeld umsetzen. Bei der Entscheidung über den besten Zeitpunkt für den Start als Konsultationseinrichtung werden sowohl die einrichtungsspezifischen Voraussetzungen und Entwicklungsziele, als auch die Verteilung von Konsultationsthemen über die Regionen berücksichtigt. Wird eine Einrichtung als Konsultationseinrichtung ausgewählt, ist sie noch nicht automatisch zertifiziert. Für die Zertifizierung ist zusätzlich erforderlich, dass das Einrichtungsteam an einem Qualifizierungsworkshop teilnimmt und ein Konsultationskonzept vorlegt. Sobald eine Einrichtung mindestens zwei Konsultationen erfolgreich umgesetzt hat, ist eine Zertifizierung möglich. Bei dem gesamten Bewerbungs- und Auswahlprozess werden die Einrichtungen eng vom Träger und ihren Fachberatungen begleitet und unterstützt.
Mehrwert für die Konsultationseinrichtungen
Das Wort Konsultation stammt aus dem lateinischen und bedeutet „etwas gemeinsam beratschlagen“. Daher steht bei allen Konsultationseinrichtungen der fachliche Austausch von Erfahrungen im Fokus. Die Einrichtungen öffnen ihre Türen und somit einen Raum, in dem an konkreten Beispielen voneinander gelernt werden kann. Den mutigen Schritt zu gehen und die alltägliche pädagogische Praxis für die Blicke anderer Fachkräfte zu öffnen, birgt viele Potenziale. Pädagogik lebt vom Austausch und der ständigen Wachsamkeit gegenüber neuen Einflüssen, Impulsen und Ideen. Eine Konsultationseinrichtung, die ihre Erfahrungen und Impulse teilt, bekommt im direkten Kontakt mit anderen Fachkräften wiederum Rückmeldungen und Denk- sowie Handlungsanstöße für die eigene Arbeit.
Die alltägliche Praxis zu reflektieren und die unterschiedlichen Betrachtungsweisen aller pädagogischen Fachkräfte zu nutzen, birgt viele Potenziale. Eine Konsultationseinrichtung durchläuft einen kontinuierlichen Veränderungsprozess und entwickelt das eigene Einrichtungsprofil stetig weiter. Durch die Verbesserung in der alltäglichen Praxis und die Anerkennung entsteht neue Motivation für weitere innovative Prozesse und kreative Lösungen. Dabei können folgende Fragen den Austausch bereichern:
- Wie hat man es geschafft ein pädagogisches Thema gemeinsam im Team voranzubringen?
- Welche Strukturen wurden etabliert?
- Woher kommt die Leidenschaft und wie verbreitet sie sich?
Für die Einrichtung stellt die Vorbereitung und Durchführung von Konsultationsangeboten eine umfassende Reflexionsmöglichkeit dar. Die Anerkennung der Besuchenden stärkt das Selbstwirksamkeitserleben des gesamten Teams. Neue Impulse durch Teilnehmende regen dazu an, pädagogische Überzeugungen und Haltungen zu reflektieren und fordern stetig die Aneignung von professionellem Wissen heraus. Eine Konsultationseinrichtung wächst in den Prozess der Weiterentwicklung hinein und kann aus der Anerkennung neue Energie und Motivation für innovative weitere Prozesse ziehen.
Ausblick
Die klassische Konsultation in einer Einrichtung an einem Vor – oder Nachmittag mit einem Hausrundgang und anschließendem Fachgespräch bleibt auch in Zukunft ein zentrales Element einer Konsultationseinrichtung. Aus den Erfahrungen bisheriger Projekte lassen sich jedoch auch weitere Bedarfe für spezielle Konsultationsangebote erkennen:
- Kürzere und thematisch klar fokussierte Konsultationen
- Digitale Varianten für den überregionalen Austausch
- Mit-Mach-Aktionen in den Konsultationseinrichtungen: gemeinsam „ins Tun kommen“ und nebenbei fachliche Gespräche führen
- Das Konsultationsthema und die Angebote innerhalb der Einrichtung auf mehreren Schultern verteilen, sodass sich das gesamte Team aktiv als Konsultationseinrichtung wahrnimmt
In der momentan laufenden Pilotphase werden diverse Angebote getestet und evaluiert, die diesen Bedarfen entsprechen. Im Bereich der alltagssprachlichen Bildung wird derzeit ein Online-Workshop mit 6 einzelnen 2-stündigen Modulen zu verschiedenen Werkzeugen wie analogen Sprachspielen, digitalen Helfern oder auch dem erfolgreichen Aufbau einer Geschichtenwerkstatt angeboten. Dies entspricht sowohl dem Bedarf nach überregionalem Austausch, als auch dem Wunsch nach kürzeren thematisch fokussierten Angeboten. Im Themenbereich BNE (Bildung für Nachhaltige Entwicklung) werden mehrere Workshops, wie Mit-Mach-Gespräche beim gemeinsamen Ackern und Upcycling-Workshops angeboten. So kommt bei der gemeinsamen Aktivität ein fachlicher Austausch zustande. Anschließend sind auch Hausrundgänge möglich. Zudem sind mehrere Austauschmöglichkeiten geplant, bei dem ein gesamtes Haus für 2-3 Stunden am späten Nachmittag das Team einer Konsultationseinrichtung besucht. Hierbei wird ein 1:1 Austausch und eine persönliche individuelle Führung durch die Räumlichkeiten möglich.
Erste Ergebnisse der Evaluation zeigen bisher eine hohe bis sehr hohe Zufriedenheit der Teilnehmenden. Besonders die praktischen Impulse und das direkte Erleben im Alltag wird als besonders positiv wahrgenommen:
„Habe vieles schon gekannt, mag aber die „Erinnerung“ an Dinge sehr. Ich fühle mich wieder motiviert, altbekanntes neu anzubieten und freue mich sehr auf die nächste Fortbildung mit euch. Vielleicht bleibt man ja im Austausch!“
(Pädagogische Fachkraft aus einer FRÖBEL-Einrichtung)
„Für neue Mitarbeiter war dieses Seminar ein 100%iger Gewinn. Viele, tolle Ideen!“
(Pädagogische Fachkraft aus einer FRÖBEL-Einrichtung)
„Mir ist alles sehr anschaulich und gut zu verstehen vermittelt worden. Ich konnte alle Fragen stellen und bekam viele Tipps aus der Praxis, auch zu Problemen, die mir selber nicht eingefallen wären! Ich war rundum zufrieden und habe keine Vorschläge.“
(Pädagogische Fachkraft aus einer FRÖBEL-Einrichtung)
Sie möchten mehr über unsere ersten neun Konsultationseinrichtungen erfahren? Hier ist der Link zu unserer Homepage: https://www.froebel-gruppe.de/konsultationseinrichtungen.
Sie haben weitere Fragen oder Anliegen zu unseren Konsultationseinrichtungen? Schreiben Sie uns eine Mail an Konsultation@froebel-gruppe.de.
Verweise
Berliner Kita-Institut für Qualitätsentwicklung (BeKi)(2014): Evaluation zu den Praxiserfahrungen
von Besucherinnen und Besuchern der Konsultationskitas des Landes Berlin. Verfügbar unter: https://konsultationskitas.de/fileadmin/chefredakteure/pdf/BeKi-Evaluationsbericht_Konsultationskitas_2014.pdf (Zugriff am 1.4.2022).
Broda-Kaschube, Beatrix; Byliza, Iris (2011): Erster Evaluationsbericht zum Projekt „Voneinander lernen und profitieren“ – Aufbau eines Netzwerks von Konsultationseinrichtungen zur Unterstützung der Praxis bei der Umsetzung des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans. Verfügbar unter: https://www.ifp.bayern.de/imperia/md/content/stmas/ifp/ko-kita/erster_evaluationsbericht_ko-kita.pdf (Zugriff am 1.4.2022).