So gelingt die digitale Dokumentation von Bildungsprozessen in der Kita
Mit systematischen Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren lassen sich Themen, Interessengebiete, Stärken und Entwicklungsphasen abbilden und besondere Entwicklungsbedarfe von Kindern frühzeitig herausarbeiten. Die gewonnenen Erkenntnisse dienen der Reflexion der pädagogischen Arbeit, sind Ausgangspunkt für die Gestaltung von individuellen und am Kind orientierten Bildungsangeboten und Grundlage für die Kommunikation mit Familien.
Digitale Dokumentation als Ergänzung zum analogen Portfolio
Das analoge Portfolio hat durch seinen Aufforderungscharakter einen besonderen pädagogischen Wert. Es ermöglicht den Kindern vielseitige sinnliche Erfahrungen und Erinnerungsmomente. Digitale Medien können dieses Portfolio ergänzen und erweitern. Auf einem Server abgelegte Informationen können unkompliziert, schnell, zeitlich flexibel und von verschiedenen Orten und Geräten direkt mit anderen pädagogischen Fachkräften geteilt werden.
Wird für jedes Kind ein digitaler Ordner auf dem Einrichtungsserver bzw. -computer erstellt, entsteht eine übersichtliche Zusammenstellung aller Dokumente, Fotos und digitalen Erzeugnisse des Kindes. Alle pädagogischen Fachkräfte können so von verschiedenen Orten auf das digitale Portfolio des Kindes zugreifen.
Verschiedenen Perspektiven abbilden
Das erleichtert nicht nur die Zusammenarbeit der pädagogischen Fachkräfte im Team, sondern erweitert das Portfolio durch unterschiedliche Perspektiven. Bei der Gestaltung des digitalen Portfolios können die Kinder aktiv miteinbezogen werden. Die Kinder können selbst Videos und Fotos von Spiel- und Bildungssituationen erstellen und zu einem späteren Zeitpunkt anschauen. Sie können bei der Auswahl von Foto und Videomaterial für das Portfolio beteiligt werden und selbst daraus digitale und analoge Collagen erstellen und ihre eigenen Perspektiven durch eingesprochene Sprachaufnahmen ergänzen. Durch die Sprachaufnahmen und O-Töne des Kindes kann außerdem die sprachliche Entwicklung von Kindern gut dokumentiert werden und von ihnen selbst sowie ihren Familien verfolgt werden. Die digitalen Materialien können den Familien direkt über Email, Cloud-Zugänge oder auf unterschiedlichen Speichermedien zur Verfügung gestellt werden.
Spezielle Soft- und Hardware zur digitalen Bildungsdokumentation
Durch spezielle Apps für Kindertageseinrichtungen kann die Erstellung eines digitalen Portfolios und das Teilen der Informationen mit Familien erleichtert werden. Einige Anwendungen bieten gezielte Vorlagen und Beobachtungs- und Entwicklungsbögen zum Beispiel zur Dokumentation der Eingewöhnung, des Sprachstandes, bestimmter Entwicklungsschritte oder der kindlichen Stärken und Kompetenzfelder. Durch die Übersichtlichkeit der Dokumentations-Apps kann leichter nachvollzogen werden, welches Kind wann beobachtet wurde. Die Programme ermöglichen ein intuitives und schnelles Zusammenfügen von Fotos, Text und anderen Elementen. Viele Apps haben außerdem extra Funktionen für Familien, die einen Zugriff auf das digitale Portfolio des Kindes ermöglichen und das Teilen von wichtigen Informationen zum Tagesgeschehen der Einrichtung erleichtern.
Für die Nutzung der Apps und zur digitalen Dokumentation im Allgemeinen eignen sich Tablets besonders gut. Sie ermöglichen ein räumlich und zeitlich flexibles Arbeiten, bieten eine Fülle kreativer Werkzeuge, wie Foto- und Videoaufnahme, Audio- und Textverarbeitung, und vielseitige Anwendungssoftware. Sie lassen sich intuitiv bedienen und sind durch das handliche Format und die lange Akkulaufzeit flexibel einsetzbar. „SpracheinText“Funktionen erleichtern ein schnelles, unmittelbares Festhalten von Beobachtungsnotizen.
Voraussetzungen für digitale Dokumentation
Damit digitale Medien die Bildungsdokumentation erweitern und erleichtern können, müssen in der Kindertageseinrichtung notwendige Voraussetzungen geschaffen und Absprachen getroffen werden.
►Gemeinsames Grundverständnis: Das gesamte Team sollte sich darüber verständigen, ob und wie die Bildungsdokumentation in der eigenen Einrichtung digitalisiert wird. Es wird gemeinsam entschieden, welche Medien und ggf. welche Software zum Einsatz kommen sollen und welche klaren Absprachen zur konkreten Umsetzung getroffen werden. Auch notwendige Vor- und Nachbereitungszeiten müssen bei der Dienstplanung berücksichtigt werden.
►Technik: Um Bildungsprozesse digital zu dokumentieren, muss die richtige Soft- und Hardware angeschafft werden und eine ausreichende digitale Infrastruktur in der Einrichtung vorhanden sein. Dazu gehören nicht nur Tablets oder Digitalkameras und eventuell eine passende Software, sondern auch ein ausreichend starkes WLAN und genügend Speicherkapazitäten für die Daten. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sollten darüber hinaus wissen, an wen sie sich bei welchem technischen Problem wenden können.
►Qualifikation: Gezielte Fort- und Weiterbildungen sowie Informationsmaterial und Fachliteratur zur digitalen Dokumentation unterstützen die Einführung von digitalen Dokumentationsprozessen. Bereits vorhandenes Wissen und Erfahrungen im Team können dazu genutzt und an die Kolleginnen und Kollegen weitergegeben werden.
►Kommunikation mit den Familien: Die Familien sollten von Beginn an darüber informiert werden, wie die digitale Bildungsdokumentation und Kommunikation gestaltet wird. Hier können Richtlinien helfen, eine gemeinsame Verständigung darüber zu schaffen, was und wie dokumentiert und kommuniziert wird und wer auf digitale Dokumente zugreifen kann.
►Datenschutz: Besonders bei der Einführung und Nutzung von speziellen Apps zur digitalen Dokumentation und Kommunikation sollte das Thema Datenschutz eine besondere Beachtung erfahren. Auch ohne spezielle Software sollte es eine Verständigung darüber geben, wie und wo welche Daten gespeichert werden.
Digitale Dokumentation bei FRÖBEL
Um die Möglichkeiten digitaler Dokumentation und Kommunikation systematisch zu erproben und die pädagogischen Fachkräfte bei der Anwendung der neuen Technologien zu befähigen, führt FRÖBEL aktuell mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds das Projekt „Kita 4.0 – Qualifizierung von pädagogischen Fachkräften zum sicheren Umgang mit digitalen Prozessen im Arbeitsfeld Kindertageseinrichtung“ durch. Im Rahmen des Projektes wird KITALINO als Software-Lösung zur Digitalen Dokumentation in mehr als dreißig FRÖBEL-Kindergärten eingeführt und ausgiebig getestet. Vereinbart wurde eine Entwicklungspartnerschaft mit KITALINO, so haben pädagogische Fachkräfte die Möglichkeit ihre Wünsche an die Weiterentwicklung der Software-Funktionalitäten an die Entwickler zu kommunizieren. Mehr zum Projekt sowie aktuelle Meldungen finden sich unter: www.froebel-gruppe.de/kita4.0
In der Expertise „KitaApps“ des Staatsinstituts für Frühpädagogik finden Sie weitere Informationen zu verschiedene Anwendungen und Software-Lösungen für die mittelbaren pädagogischen Arbeit in der Kita.
Dieser Beitrag ist zuerst im FRÖBEL-Themenheft „Digitale Medien und Kinder“ erschienen. Sie finden dort weitere interessante Impulse zur direkten Nutzung digitaler Tools gemeinsam mit Kindern über Möglichkeiten der digitalen Dokumentation und Chancen der Zusammenarbeit mit Familien bis hin zu digitalen Formen der Fort- und Weiterbildung.