Wenn das Team auf den Hund kommt
Dieses Interview ist bereits im Themenheft „Lernen mit Tieren – Tiergestützte Pädagogik in Kitas“ erschienen.
Bevor ein Hund in der Kita „mitarbeiten“ kann, muss das gesamte Team gut darauf vorbereitet werden und diese Aufgabe gemeinsam angehen – auch wenn eine Person die Hauptverantwortung für den Hund trägt.
Beate Firneburg, Dozentin und Fachkraft für Tiergestützte Intervention sowie Hundetrainerin, erläutert im Interview, wie das gelingen kann.
Wie läuft ein Teamkurs für pädagogische Fachkräfte ab?
In der ein- bis zweitägigen Teamschulung besuchen wir Einrichtungen, in denen bereits ein Mensch-Hund-Team arbeitet, ein Team aktuell in Ausbildung ist oder der Wunsch danach besteht, hundegestützt zu arbeiten. An der Schulung nimmt immer das gesamte Einrichtungsteam teil, damit alle zusammen die hundegestützte Intervention in der Kita verstehen und umsetzen können. Sämtliche Teammitglieder sollten die Möglichkeit haben, sich in das Projekt Kitahund einzubringen, und genau wissen, was sie hierbei beachten müssen.
Angenommen, ein Teammitglied hat Berührungsängste mit Hunden – wie gehen Sie da vor?
Genauso wie bei Kindern werden natürlich auch bei den Teammitgliedern Ängste und Sorgen sehr ernst genommen. Im Vorfeld besprechen wir, wie sich die Angst äußert, und treffen Absprachen im Hinblick auf die Entfernung zum Hund, die Sicherung des Hundes durch eine Leine und eine mögliche „Absperrung“ eines sicheren Bereichs für die ängstliche Person. Jede Aktion beruht auf Freiwilligkeit und wir nähern uns ganz kleinschrittig dem Kontakt zum Hund, jedoch erst, wenn die Person hierzu bereit ist. Durch dieses Vorgehen und die Erläuterungen zum Thema Hund schaffen es die ängstlicheren Menschen in der Regel sehr schnell, Kontakt zum Hund aufzunehmen, und genießen es, ein Teil des Projekts zu sein.
Was zeichnet einen Kitabegleithund aus?
Ein Kitabegleithund sollte menschenbezogen sein, Spaß an der Arbeit haben und vor allen Dingen ein Teil eines Teams sein, das sich „blind versteht“. Einer unserer Leitsprüche ist: „Nur wenn der Mensch seinen Hund lesen und verstehen kann und Rücksicht auf seine Bedürfnisse nimmt, bildet sich ein Team, das langfristig qualitativ hochwertige Arbeit leisten kann.“ Entscheidend ist nicht, den Hund oder den Menschen zu betrachten, sondern das gesamte Team. Die enge Teambindung ist sehr wichtig, damit die Mitglieder sich in herausfordernden Situationen aufeinander verlassen können. Das Allerwichtigste ist, dass das Team eine qualitativ hochwertige Fortbildung besucht, die auf den Grundlagen positiver Verstärkung und nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen arbeitet.
Werden ausgebildete Kitabegleithunde regelmäßig rezertifiziert?
Leider gibt es im Bereich der hundegestützten Intervention an vielen Punkten noch keine einheitlichen Regelungen für Kitabegleithunde, sodass es sehr unterschiedlich ist, ob die Hunde regelmäßig rezertifiziert werden oder nicht. Aktuell ist es den Teams und Einrichtungen, sofern keine Verpflichtung vom Veterinäramt vorliegt, selbst überlassen, ob sie ihre Hunde kontinuierlich prüfen lassen. Bei Fröbel wird aber auch hier großer Wert auf Qualität gelegt und einheitliche Regelungen sind geplant.
Welche Hunderassen eignen sich besonders gut als Kitabegleithunde in Kitas?
Grundsätzlich sind viele Hunde als Kitabegleithunde geeignet, wenn man ihre individuellen Stärken und Herausforderungen berücksichtigt und die Einsätze dementsprechend gestalten kann. Bei uns sind grundsätzlich auch erst einmal alle Rassen willkommen. Selbstverständlich gibt es Rassen, die sich in den letzten Jahren als „besonders gut geeignet“ herausgestellt haben. Hierzu zählen z. B. Labradore und Golden Retriever, was aber nicht bedeutet, dass jeder Vertreter dieser Rasse tauglich ist.
Gibt es Rassen, die sich gar nicht eignen?
An dieser Stelle „ja“ zu sagen, wäre mir etwas zu einseitig, aber selbstverständlich muss man sich überlegen, wofür eine Rasse gezüchtet wird und welche Rasseeigenschaften diese generell mit sich bringt. Man muss immer schauen, welche individuellen Stärken und Herausforderungen der Hund aufweist.
Was muss eine pädagogische Fachkraft mitbringen, um eine Ausbildung zu absolvieren?
Eine pädagogische Fachkraft muss Freude an der Arbeit mit Menschen und Tieren mitbringen und Spaß daran haben, gemeinsam mit dem Teammitglied Hund zu lernen. Es darf auch ruhig der erste Hund sein, da in einer guten Mensch-Hund-Team-Ausbildung natürlich alle Grundlagen vermittelt werden.