Mehr Vorlesespaß für zu Hause: Buchausleihe in der Kita
Ein Beitrag von Gisela Grünewald und Annegret Kieschnick
Was braucht es zum Vorlesen in einer Kita? Vor allem Bücher. Vorlesen und Bilderbuchbetrachtungen sind eine der effektivsten Möglichkeiten die Sprachentwicklung von Kindern zu unterstützen. Die meisten Kitas verfügen über eine sehr gute Ausstattung mit Büchern. Doch warum nicht auch noch einen Schritt weiterdenken und die Bücher der Kita auch den Familien zur Verfügung stellen? Studien zeigen, dass nicht allen Kindern regelmäßig vorgelesen wird. Manchmal fehlt es am Bewusstsein für die positiven Effekte des Vorlesens für Kinder, manchmal fehlt Zeit, manchmal fehlen auch einfach Bücher. Eine Lösung hierfür kann die Buchausleihe in der Kita sein.
Der Vorlesemonitor der Stiftung Lesen von 2023 hat Familien zum Thema Buchausleihe befragt:

Es zeigt sich, dass Familien das Angebot einer Buchausleihe in Kita oder Schule sehr gern annehmen. Das ist auch verständlich. Der Weg zur Kita gehört ohnehin zum Alltag der Familie. Das Kind kennt die Bücher bereits und freut sich, diese auch noch einmal zu Hause gemeinsam zu betrachten und vorgelesen zu bekommen.
Wie kann eine Buchausleihe in der Kita funktionieren?
Wie kann nun eine Buchausleihe in der Kita umgesetzt werden? Ganz unterschiedlich. Jede Kita hat unterschiedliche räumliche Voraussetzungen, Familien mit verschieden Bedarfen, andere Unterstützungsmöglichkeiten. Wichtig ist auszuprobieren, was für den jeweiligen Standort passt. Im Folgenden werden einige Beispiele von Fröbel-Kitas in Nordrhein-Westfalen vorgestellt. Und alle Kitas haben eins gemeinsam: Sie hatten nicht sofort die perfekte Bibliothek. Es wurde ausprobiert, beobachtet und wieder verändert. Im Alltag gibt es immer wieder Herausforderungen, wenn Bücher beschädigt zurückkommen, Bücher nicht auffindbar sind oder Familien an die Rückgabe erinnert werden müssen. Insgesamt ziehen aber alle Einrichtungen ein positives Resümee und blicken auch etwas stolz auf ihre Ausleihbilanz.
Digitale Unterstützung: Die App „Meine Bibliothek“
Im Fröbel-Kindergarten Abenteuerland in Köln-Ostheim wird die Ausleihe mithilfe der App „Meine Bibliothek“ organisiert. Zunächst werden alle Bücher per Strichcode oder ISBN in die App aufgenommen. Wenn ein Kind ein Buch ausleihen möchte, gibt es in der App selbst seinen Namen ein, unterstützt von der pädagogischen Fachkraft. Über die Funktion „Ausleihe“ lässt sich jederzeit nachvollziehen, welche Bücher sich aktuell bei welchen Familien befinden. Ausgeliehen wird das Buch von Montag bis Freitag und mit nach Hause kommt es in einer besonderen Buchtasche.
Einschätzung:
- unkomplizierte und transparente Ausleihe
- jederzeit Überblick über ausgeliehene Bücher
- anfangs höherer Aufwand durch die Erfassung aller Bücher
Tipp der Kita Abenteuerland: Das Interesse der Kinder wechselt. Dabei hilft es, z. B. in der Kinderkonferenz nach Themenwünschen der Kinder zu fragen und dazu passend neue Bücher anzuschaffen.
Kinder übernehmen als Bibliothekar:innen: Verantwortung
Im Fröbel-Kindergarten Spurensucher übernehmen die Kinder die Organisation der Buchausleihe. Im Flur steht eine Bücherkiste, die von den verantwortlichen Kindern im Vorfeld bestückt wurde. An einem festen Tag in der Woche können während der Abholzeit Bücher ausgeliehen und zurückgegeben werden. Dafür gibt es extra Taschen, an denen auch noch ein Zettel mit den Regeln für die Ausleihe (für die Kinder mit Symbolen) hängt.
Einschätzung:
- Kinder werden aktiv eingebunden und übernehmen Verantwortung
- fester Ausleihtag sorgt für Struktur, kann aber im Alltag herausfordernd sein

Das ZAK in Bergisch-Gladbach bietet jeden Donnerstag eine Sprachwerkstatt an. In dieser Zeit werden vier Kinder zu Bibliothekaren und Bibliothekarinnen. Alle Materialien werden von den Fachkräften vorbereitet und liegen bereit: eine Liste mit den Namen aller Kinder zum Abhaken, Büchertaschen und Büromaterial als Rollenspiel. Ziel ist es, dass die Kinder selbstständig die Bücher verleihen. Die Begeisterung ist groß und vom besten Freund oder der besten Freundin leiht man sich gleich noch lieber ein Buch aus. Die Ausleihfrist beträgt eine Woche, die Rückgabe erfolgt unkompliziert über eine „Bücher-Rückgabestation“. Die neuen Kinder-Bibliothekare und Bibliothekarinnen der Woche schauen dann nach, ob alle Bücher wieder zurück sind und räumen sie selbstständig in den Bücherschrank zurück. Dabei helfen Symbole an den Regalen.
Einschätzung:
- Kinder lernen Verantwortung und Selbstständigkeit
- Fachkräfte unterstützen bei der Vorbereitung und stehen bei Bedarf zur Seite
Eltern und Ehrenamtliche als Unterstützung: Gemeinsam für die Kita-Bibliothek
Im Fröbel-Kindergarten Finkenberg in Köln-Porz kümmern sich Familien und Ehrenamtliche um die Kita-Bibliothek und übernehmen Ausleihe, aber auch Ordnung und Reparatur der Bücher. Eine pädagogische Fachkraft ist auch dabei und unterstützt bei Fragen.
Einschätzung:
- Entlastung des Kita-Teams, stärkere Einbindung der Familien
- gute Einweisung in die Aufgaben ist wichtig
- es müssen regelmäßig neue Helfer und Helferinnen gewonnen werden
Tipp der Kita Finkenberg: Es ist wichtig, dass sich die Ehrenamtlichen wohlfühlen. Ihre Unterstützung ist keine Selbstverständlichkeit. Am besten im Vorfeld besprechen, wer aus dem Team verantwortlich ist, begrüßt, Fragen beantwortet oder auch mal einen Kaffee kocht.

Die schnelle Lösung: Fertig gepackte Büchertaschen
Der Fröbel-Kindergarten Zwergenhütte aus Köln-Merheim bietet fertig bestückte Büchertaschen zur Ausleihe an. Eine Fachkraft packt im Vorfeld verschiedene Büchertaschen für verschiedene Altersklassen und Themen. Diese können dann von den Familien ausgeliehen werden.
Einschätzung:
- größerer Aufwand im Vorfeld beim Packen der Taschen
- weniger Aufwand beim Ausleihen
Fazit: Einfach aber wirkungsvoll
Die Buchausleihe in der Kita ist eine einfache, aber wirkungsvolle Möglichkeit, das Vorlesen auch in die Familien zu bringen und so die Sprachentwicklung der Kinder nachhaltig zu fördern. Die Praxisbeispiele zeigen: Ob digital unterstützt, von Kindern organisiert oder mit Hilfe von Eltern – mit etwas Engagement lässt sich für jede Kita ein passendes Modell finden.
Zum Weiterlesen
Unser Blogbeitrag: Wie Bücher zum gemeinsamen Nachdenken anregen können
Unser Blogbeitrag: Sprachenvielfalt in der Kita
Gastautorin
Gisela Grünewald ist Fachberaterin bei Fröbel in Nordrhein-Westfalen.