Elternabende in der Kindertageseinrichtung
Ein Beitrag von Annette zu Solms
Oh – noch ein Termin; nächste Woche ist Elternabend im Kindergarten. Wer kann dann bei den Kindern sein? Schaffe ich es zeitlich überhaupt? Ist es wirklich ein wichtiges Thema? Dann könnte ich ja endlich auch mal das Thema mit den Schuhen ansprechen. Aber – nächste Woche ist auch noch … usw.
So oder so ähnlich läuft es im Kopf bei vielen Familien ab, wenn der Kindergarten einen Elternabend-Termin ansagt. Für die meisten Familien ist es ein Organisationsakt, da es mit Partner:innen und der Arbeit entsprechend abgesprochen werden muss.
Aus der Sicht der Kindertageseinrichtung sind Elternabende nicht nur eine notwendige Veranstaltung (Eltern haben ein Recht auf Information), sie bedeuten auch zusätzlich zum Kita-Alltag besondere Vorbereitung und Absprache mit den Kolleg:innen. Für pädagogische Fachkräfte sind solche Veranstaltungen eine Herausforderung, da es hier gilt eine gut vorbereitete und strukturierte Veranstaltung zu planen. Viele Informationen zu unterschiedlichen Themen gut aufzubereiten, zu präsentieren, zu moderieren und mit den Teilnehmenden ins Gespräch und in den Austausch zu kommen. Häufig müssen auch sie einiges organisieren, da die Elternabende oft über ihre die normale Arbeitszeit hinausgehen. Dennoch gut organisierte Elternabende bieten viel Potenzial und haben viele Vorteile – für alle Beteiligten.
Was können Elternabende?
Neben interessanten und wichtigen Informationen zum Alltag im Kindergarten, bevorstehenden Ereignissen oder spezifischen pädagogischen Themen, kann so ein Abend ein ganz wichtiger Kontaktmoment für alle Familien werden. Für Eltern im Kitaalltag ist es nicht immer leicht, untereinander Kontakt aufzunehmen, bedingt durch unterschiedliche Betreuungszeiten, verschiedene Abholpersonen etc.. Deswegen kann der Elternabend ein Treffpunkt sein, um sich (besser) kennenzulernen und auszutauschen. Im Gegensatz zu Begegnungen bei jahreszeitlichen Festen und Höhepunkten, sind die erwachsenen Bezugspersonen bei den Elternabenden unter sich.
Um möglichst vielen Eltern die Teilnahme an einem Elternabend zu ermöglichen, sollte der Zeitpunkt und auch die Möglichkeit einer hybriden Veranstaltung bedacht werden. Die Möglichkeit der digitalen Übertragung eines Elternabends auf die Endgeräte von Einzeleltern oder Eltern, die aus anderen Gründen nicht persönlich erscheinen können, schafft ein weiteres niedrigschwelliges Angebot zur Teilnahme an der Veranstaltung. Hier ist es hilfreich, sich gemeinsam mit den Elternvertreter:innen zu besprechen und möglicherweise eine Abfrage vorab einzuplanen, welche die zeitlichen Kapazitäten aller beteiligten Familien abfragt.
Gelingensfaktoren für einen erfolgreichen Elternabend
Was kann, neben dem Termin und der Uhrzeit, noch zu einem guten Elternabend beitragen? Wenn wir davon ausgehen, dass sich alle Eltern wohlfühlen sollen, dann kann uns die Lehre der Gesundheit helfen. Zum Wohlbefinden der Familien können drei wichtige Komponenten beitragen:
- Jedes Elternteil wird gesehen, fühlt sich wohl und ist in der Gruppe integriert.
- Alle verstehen, worum es geht.
- Jedes Elternteil kann selbst etwas beitragen und bewirken.
Jedes Elternteil wird gesehen
Für das Gefühl des Willkommen-Seins, sollten alle Familien sich gesehen fühlen. Um Eltern zu erreichen, die an Elternabenden nicht oder unregelmäßig teilnehmen, können sie angesprochen werden um herauszufinden, was die Gründe dafür sein könnten und um ihnen deutlich zu machen, dass sie dazu gehören und ihr Kommen wichtig ist. Grundsätzlich hilft es ein bis zwei Erinnerungen vor dem Termin zu verschicken. Dies kann über die üblichen Kommunikationswege, wie Mailverteiler, Aushänge und persönliche Ansprache geschehen. Manchmal kann sich auch eine persönliche Anrede auf der Einladung „Liebe Familie …!“ positiv auswirken. Sollte es auf Grund von Sprachbarrieren Herausforderungen geben, kann überlegt werden, ob jemand aus der Elternschaft dolmetschen kann, ein Übersetzungsprogramm eingesetzt werden kann oder ob es einen Dolmetscher:innendienst im Sozialraum gibt. Diese kleinen Dinge können eine große Wirkung haben.
Versuchen Sie dafür zu sorgen, dass sich alle Eltern wohlfühlen. Bereiten Sie somit den Abend nicht nur auf Ihre Themen gut vor. Zu berücksichtigen sind auch die Bestuhlung und Verpflegung. Wenn es möglich ist, dann nehmen Sie bequeme, für Erwachsene geeignete Stühle. Verpflegung in Form von kleinen Snacks und Getränken kann die Atmosphäre des Elternabends positiv beeinflussen und eine entspannte
Stimmung unterstützen. Zeit für ein informelles Ankommen einzuplanen, kann helfen das Eis zu brechen. Gemeinsam etwas zu essen und zu trinken, ist für eine Gemeinschaft förderlich und wirkt sich positiv auf die Beziehungsgestaltung aus.
Wenn es der erste Elternabend im Kitajahr ist oder viele neue Familien dabei sind, ist es günstig, wenn der Abend mit einer kurzen Vorstellungsrunde startet, damit sich die Eltern untereinander kennenlernen. Die Kindertageseinrichtung sollte den Eltern das Gefühl geben, dass sie persönlich gesehen werden und sie über die Kinder gemeinsam eine Gruppe bilden. Bei sehr großen Einrichtungen kann es sich anbieten, die Elternabende für bestimmte Bereiche durchzuführen (z. B. für den Krippenbereich), damit sich die Gruppengröße etwas reduziert, genügend Platz für alle zur Verfügung steht und der Austausch unter den Eltern noch mehr gefördert wird.
Alle verstehen, worum es geht
Jeder Mensch kann nur wirklich an etwas teilhaben und mitgestalten, wenn er versteht, worum es geht. Deshalb ist es wichtig, die Themen des Elternabends am Kinderalltag zu erklären und das Anliegen der Einrichtung deutlich zu machen. Eine visuelle Unterstützung durch Bilder oder Videoausschnitte aus dem Alltag der Kinder kann dabei hilfreich. Mit Blick auf den Bildungsauftrag und für das bessere Verständnis der Familien für die Arbeit in der Kita sollten Aktivitäten, Vorhaben und Themen mit dem jeweiligen fachlichen Hintergrund erklärt werden. Wenn es möglich ist und thematisch passt, können Arbeitsphasen in Kleingruppen eingeplant werden.
Nicht alle Elternabende laufen konfliktfrei ab. Solle es zu einer solchen Herausforderung kommen, empfiehlt es sich sachlich und ruhig zu bleiben. Um Stimmungen vor dem Elternabend einzufangen, kann mit der zeitlichen Abfrage auch gleich abgefragt werden, ob Eltern noch Themen beizutragen haben. Durch den Rücklauf der Themenvorschläge kann eine passgenaue Vorbereitung erfolgen und es können Eltern direkt angesprochen werden, wenn es zum Beispiel um das eigene Kind geht. Einzelne Kinder werden immer nur direkt mit den betreffenden Bezugspersonen besprochen. Sollten während des Elternabends Themen auftreten, auf die es ad hoc keine Antwort oder Lösung gibt, besteht immer die Möglichkeit eine Antwort nachzureichen oder Lösung beim nächsten Elternabend zu präsentieren.
Um den Familien den Alltag in der Kindertageseinrichtung näherzubringen und die Arbeit transparent zu machen, empfiehlt es sich Abläufe und Ereignisse darzustellen. Hier bieten sich im Alltag Dokumentationen, digitale Bildershows über (Info-)Bildschirme in der Einrichtung, Tür-und-Angel-Gespräche an. Ein Elternabend bietet noch einmal mehr die Chance Transparenz und pädagogische Gründe für bestimmte Situationen, Momente im Alltag mit den Kindern zu besprechen. Hilfreich sind hier kurze Videosequenzen, die die gewählte Situation (Mahlzeitensituation, Momente im Spiel oder Mikrotransitionen im Alltag) konkret zeigen. An Hand derer kann die pädagogische Fachkraft den Eltern fachlich erläutern was zu sehen ist und Raum für Fragen und Austausch geben. Dann kommt Verständnis auf und die Eltern werden vielleicht selbst mehr auf bestimmte Situationen im Alltag mit ihren Kindern schauen.
Jedes Elternteil kann selbst etwas beitragen
Wünsche und Anregungen von Familien können auch als Chance betrachtet werden, sinnhafte Veränderungen und Neuerungen in der Kindertageseinrichtung anzustreben. Dies bedeutet nicht, dass jeder Wunsch und Vorschlag von Eltern umgesetzt werden muss. Es bietet die Chance Eltern anzuhören und sie im Rahmen der Beteiligungsmöglichkeiten (Elternvertreter:innen, Arbeitsgruppen o.ä.) an Entscheidungen die Kindertageieseinrichtung betreffend teilhaben zu lassen. Überlegen Sie gemeinsam, bei welchen Themen die Eltern dazu einladen werden können.
Über strukturierte Hospitationsangebote können Eltern einen ganz anderen Einblick in den Alltag der Kindertageseinrichtung erhalten. Diese Erfahrung können Eltern während eines Elternabends dann mit anderen Eltern teilen und über einen kurzen Bericht das Erlebte mitteilen.
Elternabende in Kitas sollten Zeit zum informellen Austausch bieten. Sollte festgestellt werden, dass der Bedarf nach informellem Austausch größer ist, können noch andere Austauschformate etabliert werden. Beispielsweise bieten sich hier regelmäßige Cafénachmittage oder Gartennachmittage an. Hier können Eltern auch die Verantwortung für die Organisation und Durchführung übernehmen und damit
pädagogische Fachkräfte entlasten.
Wenn Familien die Elternabende als Treffpunkt zur Vernetzung sehen und sich darauf freuen, sich mit anderen Eltern austauschen zu können und etwas über die pädagogische Arbeit mit ihren Kindern zu erfahren, dann kann es ein konstruktiver und freudvoller Abend werden, der für alle Beteiligten als Bereicherung in der Zusammenarbeit von Kita und Familie betrachtet wird.
Gastautorin
Annette zu Solms, Referentin für den Fachbereich Eltern in Norddeutschland bei FRÖBEL Bildung und Erziehung gGmbH