Kita digital: Die Rolle von Kita-Leitungen
Bei diesem Beitrag handelt es sich um Auszüge des Kapitels Kita digital: Die Rolle von Kita-Leitung und Träger von Laura Niemeier. Lesen Sie das vollständige Kapitel sowie viele weitere spannende Beiträge zum Einsatz digitaler Medien in der Kita von Norbert Neuß, Helen Knauf, Eva Reichert-Garschhammer u.v.a im neu erschienenen Buch Kita digital (Hrsg. Norbert Neuß).
Die Leitung als Schlüsselfigur
Mit der fortschreitenden Digitalisierung gehen nicht nur Chancen einher, sondern auch zahlreiche Herausforderungen, denen sich Träger und die pädagogische Praxis stellen müssen. Hierbei tragen Kita-Leitungen eine besondere Verantwortung. Sie sind eine wichtige Schnittstelle zwischen Träger und Einrichtung und sorgen dafür, Digitalisierungsbestrebungen des Trägers umzusetzen und gleichzeitig die notwendigen Voraussetzungen für die Einbindung digitaler Medien in ihrer Einrichtung zu schaffen.
Die Leitung einer Kindertageseinrichtung ist eine wichtige Schlüsselfigur. Sie erkennt die Potentiale von digitalen Medien für das eigene Arbeiten und die Gestaltung von Organisationsprozessen in der Einrichtung. Außerdem muss sie dafür sorgen, dass den Kindern, die in der Einrichtung betreut werden, notwendige Kompetenzen für einen selbstbestimmen, kreativen und reflektierten Umgang mit digitalen Medien vermitteln werden. Sie schafft die notwendigen Rahmenbedingungen in der Einrichtung und die ermutigt und befähigt die Mitarbeitenden den Digitalisierungsprozess mitzugestalten.
Der Weg zu einem sinnvollen Einsatz digitaler Medien
Um digitale Medien nachhaltig in die Kindertageseinrichtung einzubinden, bedarf es seitens der Leitung nicht nur eine Offenheit gegenüber dem damit verbundenen Veränderungsprozess, sondern auch eine konkrete Planung, wie dieser gelingen kann.
Haltung
Die Einstellung und Positionierung der Leitung spielen eine besondere Rolle, da sie nicht nur Vorbild für das gesamte Team ist, sondern auch wichtige Voraussetzungen für den digitalen Transformationsprozess in der Einrichtung schaffen muss. Die Leitung sollte dabei der Digitalisierung grundsätzlich offen gegenüberstehen. Nur wenn die Leitung erkennt, welchen Mehrwehrt und welche Bedeutung digitale Medien für die Arbeitsprozesse der Einrichtung und die Bildungsprozesse der Kinder haben, kann sie eine offene und positive Einstellung in das Team hineintragen.
Vision
Wichtig für die Einführung digitaler Medien ist, dass die Leitung eine Vision davon entwickelt, wie ihre Einrichtung als digitaler Ort aussehen soll. Die Vision gibt vor, was im Rahmen des Digitalisierungsprozesses langfristig erreicht werden kann und wofür die Einrichtung zukünftig stehen soll. Die Vision der Leitung dient als Orientierung für die weitere Prozessgestaltung und ermöglicht es dahingehend, konkrete Ziele zu formulieren.
Ziele
Um digitale Medien nachhaltig in den Alltag von Kindertageseinrichtungen zu integrieren, müssen die Leitung und das Team sich darüber verständigen, welche Schwerpunkte die Einrichtung in Bezug auf den Einsatz digitaler Medien setzt und welche Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden müssen. Die Leitung sollte von vornherein ausloten, welche Digitalisierungsprozesse Priorität für sie, ihr Team und die Einrichtung haben und was zeitnah umsetzbar ist. Leitend ist dabei die Frage, welche digitalen Medien wie in der Bildungsarbeit mit Kindern, im Rahmen der Arbeits- und Organisationsprozesse und für die Fort- und Weiterbildung eingesetzt werden sollen. Wichtig ist, dass die Ziele verschriftlicht werden. So sind sie für alle transparent, nachvollziehbar und können geprüft und weiterentwickelt werden. Bei der Formulierung der Ziele kann die smart-Formel helfen. Sie sorgt dafür, dass die Ziele spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert sind (vgl. Lepold/Ullmann 2018, S. 119f).
Ausgangslage
Bevor erste Veränderungsprozesse angestoßen werden, muss die Leitung die Ausgangslage der Einrichtung analysieren und überlegen, welche Ressourcen (Medienkompetenz, Ausstattung, Erfahrung etc.) sie selbst, aber auch das Team und die Einrichtung bereits haben, welche Rahmenbedingungen und gesetzlichen Vorgaben gegeben sind und was zur Erreichung der formulierten Ziele noch benötigt wird. Dabei werden etwaige Vorgaben des Trägers berücksichtigt. Die Bedürfnisse, Fähigkeiten und Interessen der Kinder und ihrer Familien sind ebenso Teil dieser Analyse. Genauso wie mögliche Herausforderungen und Chancen, die in der Zusammenarbeit mit den Familien in Bezug auf die Einbindung digitaler Medien liegen können.
Akteur_innen
Die Leitung muss von vornherein alle Akteur_innen in die Veränderungsprozesse mit einbinden und die Vision sowie langfristige und kurzfristige Ziele transparent kommunizieren. Vor allem das Team muss bei der Zielsetzung, Planung und Umsetzung beteiligt werden. Die Leitung kann hier von vornherein Verantwortlichkeiten festlegen und auf bereits vorhandene medienbezogene Kompetenzen im Team zurückgreifen und konkrete Aufgaben delegieren. Wichtig ist, den Träger mit einzubeziehen und mögliche Unterstützungsmechanismen in Anspruch zu nehmen. Besonders Fachberatung spielt hier eine wichtige Rolle. Es lohnt sich an dieser Stelle, sich ebenso dem Sozialraum zu öffnen und zu überlegen, welche Unterstützung das Netzwerk, wie z. B. Landesmedienanstalten, medienpädagogische Initiativen oder andere Einrichtungen bieten können.
Das Medienkonzept
Die Leitung stellt sicher, dass die in den Bildungsplänen formulierten Anforderungen realisiert werden und eine qualitätsvolle Bildung, Erziehung und Betreuung in der Einrichtung umgesetzt und kontinuierlich weiterentwickelt wird. Das Lernen mit, über und durch digitale Medien ist in vielen Bildungsplänen mittlerweile fest verankert. Hieran kann sich die Leitung gemeinsam mit dem Team orientieren und ausloten, wie die Einbindung digitaler Medien im pädagogischen Kontext gelingen kann. Dabei sollte die Leitung für sich und das Team ausreichend Möglichkeiten schaffen, um digitale Medien auszuprobieren. So können sie gemeinsam überlegen, welche Chancen und welche Grenzen der Einsatz digitaler Medien für ihre Arbeitsprozesse und die Gestaltung der kindlichen Bildungsprozesse haben. Im Medienkonzept können diese Überlegungen verschriftlicht werden und die Leitung kann gemeinsam mit ihrem Team konkrete Ziele zum Einsatz digitaler Medien formulieren. Das Medienkonzept dient der Leitung gleichzeitig auch als Qualitätsentwicklungsinstrument, das sowohl als Orientierung als auch zur Reflexion und Weiterentwicklung des Digitalisierungsprozesses genutzt werden kann. Die Kernaussagen des Medienkonzeptes sollten in der Einrichtungskonzeption aufgenommen werden. So wird der Einsatz digitaler Medien für das Team, den Träger und die Familien transparent und nachvollziehbar.
Die richtige medienpädagogische Ausstattung
Damit die Kindertageseinrichtung digitale Möglichkeiten sinnvoll für sich nutzen kann, muss sie auf eine digitale Infrastruktur zurückgreifen können und mit passender Hard- und Software ausgestattet sein. Es gibt eine Vielzahl an Geräten und Apps, die speziell für Kindertageseinrichtungen entwickelt wurden. Die Leitung kann bei der Auswahl auf bereits bestehende Trägerstrukturen und Empfehlungen zurückgreifen und gemeinsam mit dem Team ausloten, mit welchen Medien und Softwarelösungen gearbeitet werden soll. Hierbei muss die Leitung die finanziellen Möglichkeiten der Einrichtungen berücksichtigen und entlang der festgelegten Ziele priorisieren, welche Anschaffungen getätigt werden können. Wichtig ist, dass die Leitung die digitale Ausstattung und Instandhaltung der Geräte langfristig in der Finanzplanung der Einrichtung verankert. Dazu gehören auch Kosten für eine stabile und flächendeckende W-LAN-Verbindung sowie eventuelle Service- und Reparaturkosten.
Personalentwicklung und Fort- und Weiterbildung
Neben dem Konzept und der nötigen Ausstattung spielt vor allem die (Weiter-) Entwicklung digitaler und medienpädagogischer Kompetenzen der Leitung sowie des gesamten Teams eine tragende Rolle. Das bedeutet für die Leitung einerseits, die eigene Medienkompetenz und die der Mitarbeitenden zu stärken, sodass digitale Medien als Arbeitswerkzeuge verstanden und genutzt werden und den Kindern ein verantwortungsbewusster, reflektierter und kreativer Umgang mit digitalen Medien vorgelebt wird. Andererseits müssen das Team und die Leitung lernen, wie sie Kinder dabei unterstützen können, mit, durch und über digitale Medien zu lernen. Durch die Leitung sollten finanzielle, zeitliche und personelle Ressourcen für die gezielte Fort- und Weiterbildung eingeplant werden. Dabei ist es wichtig, sowohl Fortbildungen für das gesamte Team einzuplanen als auch individuelle Entwicklungsmöglichkeiten für Mitarbeitende zu schaffen.
Zusammenarbeit gestalten
Im Rahmen des Digitalisierungsprozesses ist es wichtig, dass die Leitung eng mit dem Team und dem Träger zusammenarbeitet und die Familien und den Sozialraum miteinbezieht. Mithilfe von digitalen Lösungen kann die Zusammenarbeit, die interne und externe Kommunikation sowie die Öffentlichkeitsarbeit der Einrichtung vereinfacht und unterstützt werden. E-Mail- Newsletter, eine eigene Homepage und Social-Media-Kanäle können der Leitung helfen, z. B. die Familien und Kooperationspartner_innen über Neuigkeiten der Einrichtungen zu informieren und sich zu vernetzen. Außerdem kann die Suche nach Ehrenamtlichen und neuen Fachkräften dadurch vereinfacht werden.
Zusammenfassung
Für die Einbindung digitaler Medien in Kindertageseinrichtungen nehmen Leitungen eine wichtige Schlüsselfunktion ein. Sie sind Schnittstelle zwischen dem Träger, dem Team und den Familien. Sie sind diejenigen, die den digitalen Veränderungsprozess auf den Weg bringen und langfristig steuern. Dabei kann und sollte die Leitung auf etwaige Unterstützungsmechanismen und Rahmenbedingungen des Trägers zurückgreifen und bereits vorhandene Ressourcen im Team und im Netzwerk der Einrichtung nutzen. Um digitale Medien erfolgreich für die Arbeitsorganisation der Einrichtung und die Gestaltung der Bildungsprozesse der Kinder nutzen zu können, sollte die Leitung …
- dem Thema „digitale Medien“ offen und aufgeschlossenen gegenüberstehen.
- eine Vision für ihre Einrichtung als digitalen Ort entwickeln.
- gemeinsam mit dem Team konkrete Ziele zur Einbindung digitaler Medien formulieren.
- Unterstützung im Team, beim Träger und im Sozialraum suchen.
- mit dem Team konkrete Umsetzungsschritte planen.
- Verantwortlichkeiten festlegen und das Team einbinden.
- ein Medienkonzept erarbeiten.
- gemeinsam mit dem Team digitale Medien ausprobieren.
- passende Soft- und Hardware anschaffen.
- Kinder und ihre Familien einbinden.
- Fort- und Weiterbildung für sich und ihr Team einplanen.
Literatur
Niemeier, L. (2021): Kita digital: Die Rolle von Kita-Leitung und Träger, in (Neuß, N. (Hrsg.)): Kita digital. Weinheim: Beltz Juventa
FRÖBEL e.V. (2020): Digitale Medien und Kinder. Digitale Medien sinnvoll in Kindertageseinrichtungten eingesetzt. Berlin.
Lepold, M./Ullmann, M. (2018): Digitale Medie in der Kita. Alltagsintegrierte Medienbildung in der pädagogischen Praxis. Freiburg im Breisgau: Herder.
Sehr interessanter Artikel, vieles davon ist auch in die Produktentwicklung von HortPRO eingegangen. Neu dabei ist das Elternportal, über das Eltern mit Kita kommunizieren können.